Als erstem Inder aller Zeiten gelingt Singh Jaideep nach seinem World-Grand-Prix-Sieg in Seoul der Einzug unter die besten 16 der Welt.
Im vorletzten Qualifikationsturnier des World Grand Prixs der Saison 2009 schaffte der Inder Singh Jaideep die Überraschung und zog, nach zwei vorzeitigen Siegen und einer Schlacht im Finale gegen den Turnierfavoriten Taiei Kin, in die Final Elimination ein. Damit gelang es zum ersten Mal in der Geschichte des K-1 einem Inder sich im Schwergewicht bei einem World Grand Prix durchzusetzen.
Der gerade einmal 21 Jahre alte Kickboxer begann den Abend im dritten Viertelfinale gegen den Koreaner Yong-Soo Park. Bereits nach wenigen Aktionen drängte Park den Inder in die Seile, doch bevor er angreifen konnte, fing er sich einen linken Haken, gefolgt von einer Rechten und ging zum ersten Mal zu Boden. Park nahm sich die vollen 8 Sekunden Zeit, bevor Jaideep sofort wieder angriff und den KO suchte. Doch der Koreaner konnte sich noch über die Runde retten, ohne Akzente setzen zu können.
Auch in der zweiten Runde sah es zunächst so aus, als ob Jaideep mit seinem Größen- und Reichweitenvorteil den Kampf machen würde. Immer wieder fiel Park zu Boden, nachdem er mit seinen Kicks am schwereren Gegner keine Wirkung erzielen konnte. Doch dann kam mit einem Mal der linke High Kick durch und der Koreaner befand sich wieder in der Offensive. Ein Raunen ging beim Aufschlag durchs Publikum, doch Jaideep stürmte kurze Zeit später mit den langen Fäusten erneut vor, stellte Park in der Ringecke und schlug einige Kombinationen, bis der Koreaner zu Boden ging. Diesmal schaffte es Park nicht mehr durch das Anzählen und Singh Jaideep stand im Halbfinale.
Weiter ging es im Halbfinale mit Min-Ho-Song. Der Koreaner hatte in einem hart umkämpften Viertelfinale seinen Gegner Taisei Ko nur knapp mit Mehrheitsentscheid bezwingen können. Entsprechend gut sah es für Singh Jaideep aus. Doch der Koreaner machte sofort Druck, drängte den Inder in die Seile und landete wilde Treffer mit den Fäusten. Das meiste davon landete auf der Deckung inklusive eines Angriffs den man mit gutem Willen noch als Spinng Back Fist bezeichenn könnte. Lediglich ein rechter Aufwärtshaken fand sein Ziel, dann konnte Jaideep sich jedoch etwas Distanz verschaffen und mit den Fäusten und Low Kicks punkten. Auch ein Knie zum Kinn von Song saß und der sofort folgende rechte Haken schüttelte den Koreaner ordentlich durch.
Nach etwas Gerangel im Clinch ging Song zu Boden, wurde zwar nicht angezählt, nahm sich jedoch viel Zeit zum aufstehen. Offenbar machten seine Beine nicht mehr mit und das sah auch Singh Jaideep. Nachdem der Kampf wieder freigegeben wurde, ging er immer wieder gnadenlos mit den Low Kicks auf die Beine seines Gegners los und kurz darauf brach Song zusammen und wure angezählt. Noch einmal kam er auf die Beine, nur um kurze Zeit später wieder nach einem harten rechten Low Kick zusammenzubrechen. 2 Niederschläge in einer Runde bedeuten im Turnier das vorzeitige Aus und Singh stand im Finale.
Wie schon nach seinem Viertelfinalsieg zeigte er auch nach dem Halbfinale kaum Reaktion, bedankte sich zwar bei allen, verschwand nach der offiziellen Urteilsverkündung aber sofort wieder in den Katakomben des Jangchung-Gymnasiums.
Auch dem K-1-veteranen Taiei Kin war der vorzeitige Sieg im Viertelfinale gelungen. Im Halbfinale hatte er sich mit seinem Landsmann Takumi Sato jedoch einen harten Kampf geliefert und nur knapp durch Split Decision gewonnen. Singh stand im Finale nicht nur frischer da, er hatte auch einen enormen Reichweiten- und Gewichtsvorteil auf seiner Seite. Trotzdem war es fraglich, ob das für den K-1-unerfahrenen Inder zum Sieg gegen Kin reichen sollte. Ein Spaziergang wie in den beiden vorherigen Kämpfen war jedenfalls nicht zu erwarten.
Singh eröffnete die Runde mit einem harten Low Kick aus der Distanz, verlegte sich dann jedoch aufs Kontern. Das führte zu dem interessanten Sachverhalt, dass der deutlich kleinere Japaner seinen Gegner aus der Ringmitte unter Druck setzte. Kin punktete mit vielen harten Low Kicks und schlug immer wieder schnelle Links-Rechts-Kombinationen zum Körper oder Kopf von Jaideep. Einmal kam der Inder mit einem gefährlichen, gesprungenen Knie zum Kopf des Japaners durch, konnte aber ansonsten kaum Akzente setzen. Nach zwei Minuten fällte ein harter Low Kick von Kin Jaideep, er wurde jedoch nicht angezählt und schien danach etwas wacher deutlich mehr Aktionen zu schlagen.
Was immer ihm seine Sekundanten in der Ringecke gesagt hatten, Jaideep kehrte in die zweite Runde wie ausgewechselt zurück. Sofort konnte er mit einem guten Jab punkten und als Kin angriff, kamen die schnellen Links-Rechts-Kombinationen, die im Halbfinale noch Song gefällt hatten. Immer wieder versuchte Jaideep mit dem Knie zum Kopf des kleinen Japaners durchzukommen und vielen Links-Rechts-Kombinationen folgte der Low Kick oder der Inside Leg Kick. Kin trieb den Inder weiterhin vor sich her, steckte nun aber viel mehr Treffer ein. In der Mitte der Runde zog der Japaner eine harte Rechte durch, die bei Jaideep deutlich Schlagwirkung zeigte. Der Inder wankte zurück, konnte sich aber wieder fangen und schloss die Runde insgesamt deutlich besser ab, als die erste.
Nachdem Kin in der ersten Runde mehr Akzente setzen konnte und Jaideep in der zweiten Runde, würde die dritte Runde zur allesentscheidenden für das Turnier werden. Sofort ging Jaideep auf den Japaner los und setzte einige gute Treffer. Dann war es wieder Kin, der den Inder vor sich her trieb, jedoch konnte er kaum Treffer landen, bekam aber selbst die Fäuste des Gegners zu spüren. In der zweiten Minute waren beide total ausgepowert und außer einigen Low Kicks standen die Kontrahenten nur im Clinch herum. Mit Anbruch der dritten Minute gelang Jaideep erneut ein schneller Angriff mit den Fäusten, gefolgt von einem Flying Knee, als der Ringrichter unsinnigerweise den Kampf unterbrach. Wegen der langen Clinchphase verwarnte er beide Kämpfer mit der gelben Karte. In Anbetracht des langen Turniers und des bis dato anständigen Kampfes sicher eine überzogene Aktion.
Jedoch hatte die kurze Ruhepause den positiven Effekt, dass Singh noch einmal richtig aufdrehen konnte. Immer wieder trafen seine schnellen Links-Rechts-Kombinationen den Japaner, der sich aufgrund der Erschöpfung kaum noch zur Wehr setzen konnte. Ein guter Abschluss, der nun kaum noch Zweifel am Sieger ließ. Einstimmiger Punktsieg hieß es am Ende und Singh Jaideep war die Überraschung geglückt. Ein enttäuschter Taiei Kin verließ schnell die Halle, während Jaideep die Medaille, Pokal und Gürtel überreicht wurden.
Mit 21 Jahren hat Jaideep sicher gute Chancen sich in den kommenden Jahren im K-1 zu etablieren. Mit 195cm und bereits 100kg Gewicht gehört er mit Sicherheit ins Schwergewicht. Gute Fäuste und passable Kicks und Knie machen ihn auf jeden Fall gefährlich, ob er sich in der Final Elimination jedoch noch einmal durchsetzen kann ist schon eher fraglich und wäre in jedem Fall eine weitere Überraschung. Die kommenden Jahre könnten für den jungen Kickboxer jedoch durchaus spannend werden, wenn er entsprechend trainiert.