Nur noch 1 Holländer pro World Grand Prix, eine Kampfsport-Olympiade und 8 World Grand Prixs pro Jahr -- Sadaharu Tanikawa über die Zukunft des K-1.
2008 war für K-1 sicher eines der erfolgreichsten Jahre, denn endlich hat die sogenannte "neue Generation" Fuß gefaßt und konnte sich gegenüber den Rivalen der alteingesessenen Elite erfolgreich behaupten. Und wenn etwas neues passiert, dann ist auch das Interesse plötzlich riesengroß.
Und so war das K-1 World Grand Prix Finale in diesem Jahr so spannend und zog soviel Aufmerksamkeit auf sich, wie schon seit Jahren nicht mehr. Ein Grund war, dass Semmy Schilt nach 3 Jahren seine Chancen auf einen vierten Titel in der Final Elimination durch eine Niederlage gegen Peter Aerts verspielte. Ein anderer Grund waren die vielen neuen Talente, die der World Grand Prix zu Tage gefördert hatte.
Das gestiegene Interesse drückte sich auch in den vermehrten Fernsehübertragungen weltweit aus. Und so wird in den USA die komplette World Grand Prix Serie 2009, die K-1 MAX Serie und DREAM zu sehen sein. In Deutschland wurde das Finale erstmals durch Eurosport im LiveStream übertragen und auch diese Übertragung wird sich 2009 fortsetzen. Insgesamt stieg die Übertragung von 125 Länder auf über 150 an.
Doch der K-1-Veranstaltungsproduzent Sadaharu Tanikawa ist noch lange nicht zufrieden. In einem Interview vor dem Finale preiste er deshalb nicht nur die neuen Kämpfer, wie Hari, Zimmerman, Teixeira und Karaev, sondern stellte auch klar, dass er in Zulunft noch mehr von ihnen erwartet: "Solange K-1 ein Kampfsport ist, sollte es ganz simpel darum gehen zu siegen oder besiegt zu werden, zu gewinnen oder zu verlieren. Es interessiert mich nicht, ob die K-1-Kämpfer ihre Freizeit gemeinsam verbringen, weil es mich nichts angeht, aber wenn ich ehrlich bin, dann möchte nicht, dass sie das tun. Denn diese Einstellung würde ohne Zweifel ihre Leistung im Kampf beeinflussen und das würden auch die Fans spüren. Soweit ich weiß gibt es zwei Kämpfer die solche Situationen vermeiden und das sind Hari und Masato. Und das ist auch der Grund, warum sie immer exzellente Kämpfe abliefern und eine geladene Atmosphäre erzeugen. Masato hat noch nicht einmal einen einzigen Kämpfer aus seiner Gewichtsklasse zu seiner Hochzeit eingeladen."
Einen anderen Punkt, den Tanikawa im Interview ansprach war das Verhalten der Kämpfer gegenüber K-: "Und da gibt es eine Sache, die ich den jungen Kämpfern sagen möchte. Kämpfer wie Aerts und Le Banner hatten immer das Gefühl, dass K-1 untergehen könnte, wenn sie nicht ihr Herzblut in die Organisation stecken würden. Aber die Kämpfer heutzutage nehmen an, dass K-1 eine ganz große Sache ist und das sie eine Menge Geld bekommen, sobald sie den Vertrag in der Tasche haben."
Tanikawa weiter: "Natürlich ist K-1 am Markt etabliert und bekannt, aber es könnte immernoch untergehen, wenn alle Kämpfer so denken würden. Wenn man das im Kopf behält, dann muss jeder Kämpfer merken, dass er die Zukunft der Organisation mitbestimmt. Wie man an Andy Hug, Ernesto Hoost und Peter Aerts in den frühen Tagen sehen konnte und auch bei Masato, als MAX herauskam, sollten die Kämpfer sich dessen bewußt sein, dass eine solche Organisation sterben kann, wenn die Kämpfer sich keine Mühe geben und nicht versuchen, sie voranzutreiben. Von Teixeira zum Beispiel erwarte ich, dass er für Kyokushin Karate kämpft und im Kopf behält, dass sein Kampfsport verloren ist, wenn er ihn nicht entsprechend repräsentiert."
Aber was erwartet uns nun 2009? Mit dem Beginn jeden Jahres wird bekannt gegeben, welche Veranstaltungen stattfinden und wo und wie die Qualifikation genau abläuft. 2007 machte man dabei den Hinweis, dass man eine Art Olympiade des Kampfsports beginnen will und diese 2010 beginnen wird. Was sich genau dahinter verbirgt wird sich wohl erst noch zeigen.
Für 2009 hat Tanikawa jedoch schon großes vor: "Ich denke, dass die besten acht Kämpfer des Vorjahres in den kommenden beiden Jahren für die FINAL16 noch als automatisch qualifiziert gelten können, aber die anderen Acht sollten definitiv Gewinner von Eliminierungsturnieren sein. Dazu sollten wir wirklich 8 globale Turniere austragen in acht verschiedenen Regionen. Wenn wir K-1 als Sport weiter vorantreiben wollen, dann dürfen Empfehlungen und die Wahl von Kämpfern durch die Fans nicht mehr vorkommen."
Tanikawa: "Wir sollten Turniere in Amerika, Ozeanien, Asien, Russland, Osteuropa, Westeuropa, Afrika und dem Mittleren Osten austragen. Das Ziel für 2009 und 2010 ist es K-1 in Form von Eliminierungsturnieren weiter zu verbreiten." Ein ehrgeiziges Ziel, dass bereits in den Jahren 2000 und 2001 angestrebt wurde, als K-1 seine bis dato größte Beliebtheit erlangt hatte. Mit dem größeren Interesse klingt ein erneuter Versuch nun sehr vielversprechend.
Schaut man sich die bisherigen Champions des World Grand Prixs an, dann wird eines schnell klar: Die Niederlande dominieren den Sport wie kein anderes Land. Ein Problem, das Tanikawa längst erkannt hat, denn so schön es für die Holländer sein mag, so problematisch ist es für einen weltweiten Erfolg. Einen wichtigen Faktor spielen dabei die holländischen Trainer, die zu den besten der Welt zählen und die Champions der Vergangenheit und Gegenwart geschaffen haben.
Mit den weiter verbreiteten Qualifikationsturnieren hofft man diese Exzellenz nun auf andere Regionen übertragen zu können: "Um die holländische Dominanz zu brechen müssen wir Kämpfer aller Nationalitäten ansprechen. Ich möchte auch die Kickboxwelt in Holland auffordern, ihre fähigen Trainer in andere Länder zu schicken, weil es einfach keine gute Idee sein kann, alle auf einen Fleck zu konzentrieren. Die Niederlande haben all die großartigen Trainer wie Andre Mannaart, Cor Hemmers, Ernesto, Hippolyte und Jan Plas. Ich würde gern sehen, wie diese Trainer um die Welt reisen und das Talent in anderen Regionen nähren."
Sadaharu Tanikawa: "Einen guten Trainer zu haben zählt mit Sicherheit eine Menge. Viele Kämpfer aus Nachbarländern reisen nach Holland, weil die Trainer dort wissen was sie tun, aber im Hinblick auf die Zukunft ist das keine gute Entwicklung. Die Trainer müssen reisen, nach Afrika oder den Mittleren Osten zum Beispiel und dort schlagkräftige Kämpfer kultivieren. Der Kampfsport braucht Trainer und nicht Kämpfer, die reisen um die Entwicklung voranzutreiben."
Bisher beläßt es Tanikawa bei diesem Aufruf, doch sollte sich nichts ändern so droht er: "Für die Zukunft müssen wir uns überlegen, ob wir die Anzahl niederländischer Kämpfer für den Grand Prix nicht auf einen beschränken. Sollte es dazu kommen, würde dies definitiv dafür sorgen, dass die Trainer in andere Regionen ziehen, um auch in Asien, dem Mittleren Osten oder Afrika gute Kämpfer hervorzubringen."