Machida vs. Shogun bleibt umstritten
geschrieben von Jens Habermann

Am vergangenen Wochenende verteidigte Lyoto Machida seinen Titel gegen Mauricio "Shogun" Rua erfolgreich. Doch das Resultat sorgte seitdem für einige Kontroversen.

Das mit viel Spannung erwartete Hauptereignis zwischen den beiden brasilianischen Halbschwergewichtlern konnte die Erwartungen der Fans in der Halle und vor den Fernsehern nicht erfüllen. Der mit einer mystischen Aura umgebene Lyoto "The Dragon" Machida hatte bis dato in seiner gesamten Karriere noch keine einzige Runde verloren. Und so erwarteten die Fans eine einseitige Vorführung in der Machida seinen Titel erneut erfolgreich verteidigen würde.

Doch "Shogun" Rua, der in den USA bis zu diesem Kampf noch nicht besonder glänzen konnte, bewies, dass er wieder in der Top-Form war, in der er einst mit 23 Jahren in PRIDE den Grand Prix gewann. Mit viel Taktik konnte er dem sonst so schwer treffbaren Champion stark zusetzen und den Kampf sehr ausgeglichen gestalten. Nach 5 Runden hatten beide Kämpfer ihre Blutergüsse und Prellungen, aber wer gewonnen hatte war nicht sofort ersichtlich.

UFC 104: Machida vs. Shogun Plakat

UFC 104: Machida vs. Shogun Plakat

Jedoch hatte Mauricio Rua die letzte Runde für sich entscheiden können und zum ersten Mal gezeigt, wie dem mysteriösen Landsmann beizukommen war. Viele erwarteten einen Punktsieg für Rua, den Machida-Bezwinger und neuen Champion, doch die Punktrichter entschieden sich für Lyoto Machida. Sofort machte sich Enttäuschung breit und die nachfolgenden Interviews waren von lauten Buh-Rufen untermalt.

Sofort schrieb die Presse von einer kontroversen Entscheidung und einem Fehlurteil. Doch nachdem sich die Stimmung etwas gelegt hatte, waren auch erste kritische Stimmen zu vernehmen, wonach es nun hieß, Rua sei selbst Schuld an seiner Niederlage, denn er hätte mehr machen können und so die Punktrichter klar für sich gewinnen können.

Rua hatte nach dem Kampf selbst zugegeben, dass er auf Sicherheit setzte, weil seine Sekundanten ihm gesagt hatten, er sei vorne und würde den Kampf gewinnen. Angesichts der schwierig zu bewertenden Runden war dies jedoch eine fatale Fehleinschätzung.

Erstmals meldete sich nun auch einer der Punktrichter zu Wort und verteidigte seine Entscheidung. Cecil Peoples, seit langem bekannter Punktrichter in den USA und in der Vergangenheit immer wieder umstritten, gab zu bedenken: "Alle erwarteten, dass er Shogun zerstören würde, wie er Rashad Evans zerstört hatte und das passierte nicht. Es war ein knapper Kampf. Also dachten die Leute: Wenn er sich so gut geschlagen hat, dann muss er auch gewonnen haben."

Viele stellten sich nach dem Kampf sofort auf die Seite von Rua und Peoples agb zu bedenken: "Du bist also in einer Bar mit 200 anderen leicht angetrunkenen Leuten und willst mit mir über die Entscheidung diskutieren? Wie soll das funktionieren? Nur in Amerika. Ich habe den Kampf Machida gegeben und es war ein sehr, sehr knapper Kampf. Jetzt bist du verärgert, weil du Geld verloren hast und gibst mir die Schuld. Aber es ist nicht meinde Schuld. Es ist Machidas Schuld."

Der Kampf und sein Ausgang werden wohl noch lange diskutiert werden. Auch Dana White, Präsident der UFC, war sehr unzufrieden mit dem Ausgang und beschwerte sich direkt nach dem Kampf und auf der Pressekonferenz über das Resultat. Er bezog klar für Rua Stellung. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn ein Sieg Ruas hätte White und der UFC eine deutlich bessere Ausgangslage geboten.

Denn im Mittelgewicht herrscht nach wie vor eine Patt-Situation. Anderson Silva, der herausragendste und dominanteste Kämpfer der UFC hatte sich aus fehlender Herausforderung in der nächst höheren Gewichtsklasse, dem Halbschwergewicht, etabliert und die Rufe nach einem Kampf Champion gegen Champion wurden immer lauter. Doch Silva und Machida sind Freunde, trainieren im gleichen Camp und schließen einen Kampf gegeneinander aus.

Ganz anders hätte dies ausgesehen, wenn Rua Champion geworden wäre. Machida wäre nach wie vor ein interessanter Halbschwergewichtler gewesen, der sich mit einigen beeindruckenden Siegen wieder in Position für den Titel gebracht hätte, während Rua und Silva ein Match der Superlative austragen würden.

Doch diese Pläne müssen nun weiter im Schubfach bleiben. Immerhin hat White sie nicht aufgegeben, denn das direkte Rematch ist bereits in Planung. Fraglich ist nur, ob sich Machida noch einmal so, für seine vorherigen Kämpfe, verhältnismäßig schlecht präsentieren wird. Denn obwohl er nach seinem Kampf die Frage nach seinem Gesundheits- und Trainingszustand mit "100%" beantwortet hatte, warf sowohl seine Leistung als auch sein zu leichtes Gewicht beim Einwiegen Fragen auf.

Für gewöhnlich müssen die Kämpfer vorher Gewicht abschwitzen, um die Gewichtsklasse zu erreichen. Machida war jedoch 2kg unter dem zulässigen Höchstgewicht, was sehr merkwürdig ist, da natürlich niemand mehr Gewicht als nötig abbaut, da sich die erzwungene Gewichtsreduktion negativ auf die Ausdauer auswirkt. Unter dem zulässigen Höchstgewicht liegt ein Kämpfer für gewöhnlich nur dann, wenn er gar kein Gewicht abschwitzt.

Dies wäre allerdings gleichbedeutend mit einem zu schlechten Training. Ist Lyoto Machida also sein Championtitel zu Kopf gestiegen und er hat sich nicht mit dem nötigen Ernst auf den Kampf vorbereitet? Eine Antwort darauf wird wohl der Rückkampf geben können. Der Dämpfer dieses umstrittenen Sieges wird Machida auf jeden Fall zu besserer Leistung motivieren und ein härteres Training kündigte er auch direkt nach dem Kampf an.

Warten wir also gespannt auf einen actiongeladenen Rückkampf. Denn eines dürfte beiden Kämpfern gemein sein: In die Hände der Punktrichter wollen sie den Kampf nicht noch einmal legen!


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