Antonio Rodrigo Nogueira und Wanderlei Silva gehören zu den größten Stars des MMA. Aber nach einer katastrophalen Vorstellung in der letzten Nacht ist eine weitere Karriere fraglich.
"Minotauro" Nogueira ist nach einer langen PRIDE-Karriere, dem Schwergewichtstitel und zahlreichen Comebacks in Kämpfen, die er bereits verloren zu haben schien, eine Legende im Kampfsport. Doch gestern Nacht sah es so aus, als würde eine lange erfolgreiche Karriere ihr bitteres Ende gefunden haben.
In einem der Hautereignisse des Abends kämpfte Nogueira, der sowohl bei den Experten als auch bei den Wettbüros als haushoher Favorit galt, gegen einen seiner größten Fans, den ehemaligen UFC-Schwergewichts-Champion Frank Mir. Beide haben viel gemeinsam, so gelten sie als die besten Bodenkämpfer und Jiu-Jitsu-Experten im Schwergewicht, hatten beide einen schweren Unfall in ihrem Leben, dessen Folgen sie in einem harten Kampf zu überwinden hatten und standen sich schließlich als Trainer in der UFC Reality Show "The Ultimate Fighter 8: Team Nogueira vs. Team Mir" gegenüber.
Nogueira hatte vorab gesagt, er würde in den ersten Minuten des Kampfes Druck machen und Mir vorzeitig schlagen wollen. Ein verwunderter Mir meinte dazu, dass dies verrückt sei und alles andere als Nogueiras übliche Kampfstrategie: "Ich werde ihn in der Luft zerreißen, wenn er das tut. Niemand besiegt mich in den ersten Minuten des Kampfes, da bin ich immer am stärksten."
Und genau so sollte es schließlich auch kommen. Frank Mir hatte eine hervorragende Strategie die von der ersten Sekunde an aufging. Nogueira war ständig im Vorwärtsgang und versuchte an seinen Gegner heranzukommen, während Mir mit Kontern, einem extrem gesteigerten boxerischen Talent und Schnelligkeit glänzen konnte. Immer wieder musste Nogueira harte Treffer nehmen, Aufwärtshaken, die seinen Kopf zurückfahren ließen und Wirkungstreffer, nach denen er zu Boden gehen musste. Doch dem starken Jiu-Jitsu seines Kontrahenten Respekt erweisend setze Mir nur kurz nach, sprang dann wieder auf die Beine und zwang Nogueira so, seinen Kampf im Stehen zu kämpfen.
In der zweiten Runde traf Mir Nogueira erneut mit der Linken am Kopf und schaffte es, ihn ein weiteres mal zu erwischen, bevor Nogueira zu Boden ging. Benebelt von den Schlägen zeigte er hier keine Gegenwehr mehr, als Mir nachsetzte und der Ringrichter Herb Dean musste den Kampf nach einer Minute und 54 Sekunden abbrechen. Das erste mal in 38 Profikämpfen hatte Antonio Rodrigo Nogueira vorzeitig verloren.
Frank Mir konnte sein Glück kaum fassen: "Ich musste mich nach meinem Unfall wieder nach oben durchkämpfen und nun habe ich den besten Schwergewichtler besiegt, der jemals in der UFC kämpfte. Schaut euch euer Leben an. Die Leute sagen immer, man kann nichts erreichen. Ich hatte selbst nicht daran geglaubt, dass ich ihn besiegen kann." Mit dem Sieg über Nogueira ist Frank Mir nun vorläufiger UFC-Schwergewichts-Champion. Im Frühling wird er mit dem amtierenden Champion Brock Lesnar aufeinander treffen und die Schwergewichtsgürtel werden wieder zu einem vereinigt.
Ein zweiter Brasilianer, der gestern Nacht eine desaströse Niederlage einstecken musste war Wanderlei Silva. Ebenfalls eine Legende des Kampfsports und ebenfalls ehemaliger PRIDE-Champion. Silva hatte die zweite Karriere in der UFC sehr ernst genommen und war mit seinem kompletten Team nach Las Vegas umgezogen um dort seither unter besten und härtesten Bedingungen zu trainieren. In seinem letzten Kampf hatte er Keith Jardine in der ersten Runde beeindruckend schnell KO geschlagen, gegen Quinton Jackson hatte er bereits zweimal vorzeitig gewonnen und als er die MGM Grand Garden Arena betrat, war er in perfekter körperlicher Verfassung.
Beste Voraussetzungen für einen spektakulären Kampfabend. Aber Rache ist süß und das sollte Quinton Jackson bald schmecken. Die erste Runde begannen beide verhalten, mit Respekt vor den harten Fäusten des Gegners und so punkteten beide nur mit wenigen Punches, um dann sofort wieder auf Distanz zu gehen. Wanderlei wurde gerade etwas sicherer, trat ein paar harte Low Kicks und griff mit den Fäusten an, als ihn ein kurzer linker Haken von Jackson genau am Kinn erwischte und sofort eiskalt ausgeknockt zu Boden schickte. Jackson versuchte nachzusetzen, aber der Ringrichter zog ihn sofort vom bewußtlosen Gegner weg.
Quinton "Rampage" Jackson hatte es geschafft. In der dritten Auseinandersetzung konnte sich der 30jährige für die Niederlagen in der Vergangenheit revanchieren und bewies damit, dass er nicht zu unrecht UFC-Halbschwergewichts-Champion gewesen war. Der Sieg rückt ihn sofort wieder ins Bild, wenn die erste Titelverteidigung für Rashad Evans diskutiert wird, aber Jackson meint: " Forrest ist der Kampf der mich verfolgt und von dem ich Alpträume bekomme, wenn ich abends schlafen gehe." Vor einer weiteren Titelchance will er sich auch bei Griffin noch revanchieren. Ob es dazu kommt wird das nächste Jahr zeigen.
Die beiden alternden brasilianischen Legenden müssen jedoch Bilanz ziehen und sich stark überlegen, ob das Karriereende bereits erreicht ist oder ob es noch Sinn macht, in diesem harten Sport erneut in den Ring zu steigen. Niemand möchte seine Karriere mit einer Niederlage beenden, aber Silva, der Anfang 2009 ein hochmodernes Gym in Las Vegas eröffnen wird, ist sich selbst nicht sicher, ob er noch weitermachen möchte. Die größte Enttäuschung schien jedoch ein anderer Kämpfer nach Silvas Niederlage zu verspüren. Chuck Liddel, der im Publikum saß, will noch einmal gegen den Brasilianer antreten und hatte natürlich gehofft, gegen einen Titelkandidaten kämpfen zu können.
Aber in der härtesten Gewichtsklasse der UFC, dem Halbschwergewicht, wimmelt es nur so vor elitären Kämpfern und so müssen sich diese beiden Legenden des Sportes wohl auf Duell einstellen, was die Fans zwar sehen wollen, das mit der aktuellen Spitze des Sportes aber nichts mehr zu tun hat.