Patrick Barry, von K-1 in die UFC
geschrieben von Jens Habermann

Wenn man an die UFC 92 denkt, fallen einem immer sofort die mit Spannung erwarteten Kämpfe am Ende des Programms ein. Genau genommen wird es jedoch bereits mit dem ersten Kampf interessant, denn K-1-Kämpfer Patrick Barry gibt sein UFC-Debüt.

Patrick Barry (29) kennen viele noch aus seinen Versuchen, einen USA-Grand-Prix zu gewinnen. Nachdem er 2005 bereits den Eröffnungskampf zum World Grand Prix Finale gegen Alexander Pitchkounov ausfechten dürfte und ein Unentschieden heraus holte, wurde der talentierte Pitchkounov danach zu einer Art Nemesis für den Amerikaner.

Alexander Pitchkounov vs. Patrick Barry

Alexander Pitchkounov vs. Patrick Barry

Denn bereits im April 2006 trafen sich die Beiden erneut, im Reservekampf des Las Vegas Grand Prixs. Wieder wurde es ein hartes Duell, aber diesmal entschieden sich zwei Punktrichter für Pitchkounov und nur einer für Barry. Erst zum Finale konnte Carter Williams nicht mehr antreten und so kam der Reservekampfsieger am Ende nie zum Einsatz, doch beide Kämpfer hatten durch gute Leistungen auf sich aufmerksam machen können.

Ein Jahr später, im April 2007, war es deshalb schließlich so weit und sowohl Barry als auch Pitchkounov erhielten ihre Chance beim K-1 World Grand Prix auf Hawaii. Der ambitionierte Barry hatte mittlerweile seinen Fokus auf eine K-1-Karriere gelegt und trainierte unter der Legende Ernesto Hoost.

Im Viertelfinale traf er auf den alternden Gary Goodridge und ließ ihm keine Chance. Goodridge, der in dem ganzen Kampf keinen einzigen Punch oder Kick setzen konnte, ging bereits nach dem ersten harten Low Kick zu Boden. Barry setze nach der Wiederaufnahme des Kampfes sofort nach, es folgten weitere Low Kicks und Schläge zum Körper, bis schließlich ein wunderschöner, linker High Kick Goodridge am Kopf traf und der Kampf kurz darauf wegen eines riesigen Cuts über dem rechten Auge von Goodridge abgebrochen werden musste.

Patrick Barry vs. Gary Goodridge

Patrick Barry vs. Gary Goodridge

Barry stand genauso fit im Halbfinale, wie er das Turnier begonnen hatte und wieder einmal hieß der Gegner Alexander Pitchkounov. Auch hier konnte das Muskelpaket aus New Orleans mit harten Low Kicks und den kräftigen Fäusten punkten, doch nach drei Runden hieß der Sieger wieder einmal Pitchkounov und Barry war ausgeschieden.

Die nächste Chance kam im selben Jahr mit dem Las Vegas Grand Prix im August. Die letzte Chance sich für die Final Elimination doch noch zu qualifizieren. Wieder kam Barry mit einem KO-Sieg (über Rickard Nordstraand) durch das Viertelfinale, bevor er sich erneut im Halbfinale geschlagen geben musste, diesmal gegen einen unheimlich starken Zabit Samedov. Der Sieger eines verrückten Turnieres wurde am Ende der Reservekämpfer Doug Viney.

Für einen enttäuschten Barry endete hier die Zusammenarbeit mit Hoost und der gescheiterte Versuch im K-1 Fuß zu fassen. MMA war 2007 in den USA bereits zum erfolgreichsten Kampfsport geworden und so entschloß sich Barry sich unter Duke Roufus neu zu orientieren.

Rickard Nordstrand vs. Patrick Barry

Rickard Nordstrand vs. Patrick Barry

Doch Barry erging es wie vielen talentierten Kickboxern im MMA, er litt an Selbstüberschätzung. "Ich bin ein ziemlich aufmerksamer Typ und hatte immer einen guten Kopf auf meinen Schultern, aber trotzdem konnte ich der 'Ich punche und kicke einfach jeden der sich mit mir anlegt und mir wird nichts passieren'-Mentalität nicht entfliehen", gab er nun gegenüber ufc.com zu. "Aber als ich zum MMA kam, machten mir ein Jiu-Jitsu-Trainer Red Schafer und mein Teamkollege Ben Rothwell ziemlich schnell klar, dass man nicht einfach in den Ring gehen und jeden punchen und kicken kann. Sobald sie dich zu greifen kriegen ist es vorbei und du kannst nichts dagegen tun - sie sind beeindruckend. Also hatte ich ein unsanftes Erwachen. Du kannst nicht jeden punchen und kicken, sie reißen dich einfach um. Und selbst wenn du wieder auf die Beine kommst, kannst du nicht punchen und kicken, wie du es gewohnt bist. Also musste ich mich weiter entwickeln. Man kann in einem MMA-Kampf nicht kickboxen, man muss zuschlagen wie ein MMA-Kämpfer. Und in den letzten 6 Monaten haben wir uns dann mehr auf Jiu-Jitsu und Ringen konzentriert."

Eine Einsicht und ein Training, das sich schnell auszahlte, denn mittlerweile ist Barrys MMA-Kampfrekord bei 3 Siegen und 0 Niederlagen. Und dabei konnte er ohne Zweifel von seinen Kickboxertagen profitieren, denn am Ende stand er in allen 3 Kämpfen nie mehr als eine Runde im Ring und sein Gegner lag jedesmal KO am Boden. Mit dieser beeindruckenden Referenz wurde nun auch die UFC auf ihn aufmerksam und in 5 Tagen wird Barry sein Debüt geben, bei der vielleicht größten Veranstaltung des Jahres.

UFC 92: The Ultimate 2008

UFC 92: The Ultimate 2008

"In jedem Kampf den ich habe, verspüre ich immer einen gewissen Druck", sagt Barry weiter, "denn es ist das Publikum, dass uns überhaupt erst existieren läßt. Wenn die Fans nicht wären, wären wir nicht, wer wir sind. Also weiß ich, dass es hohe Erwartungen gibt und da ich selbst natürlich auch MMA-Fan bin weiß ich, dass man immer sehen möchte wie jemand KO geht, anstatt zuzuschauen wie er bewußtlos gewürgt wird. So bin ich, es ist visuell deutlich befriedigender für mich und viel aufregender. Also gehe ich davon aus, dass die Mehrheit der Fans genauso fühlt. Niemand will mich in den Ring steigen sehen und zuschauen, wie ich über die Distanz gehe. Ich habe noch nie jemanden sagen gehört 'Hey man, ich kann es kaum erwarten, wie du mit Dan Evensen über die vollen drei Runden gehen wirst. (lacht) Die Fragen die ich bekomme sind 'Wie lange wirst du brauchen um ihn auszuknocken?' Einer von uns muss zu Boden gehen und ich werde alles dafür tun, dass ich es nicht bin."

Dan Evensen wird Barrys nächster Gegner bei der UFC 92. Sollte er hier erneut durch KO gewinnen, dürfte 2009 ein ziemlich interessantes Jahr für Barry in der UFC werden. Hoffen wir nur, dass er nicht der nächste Houston Alexander ist.

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