TOKIO, 30. Juni 2006 -- Nur Wochen nach seinem 24. Geburtstag setzte sich der thailändische Kämpfer Buakaw Por.Pramuk gegen drei Herausforderer durch und wurde so, selbst unversehrt, Sieger des World Max Finales 2006.
Das fünfte K-1 World Max Meisterschafts-Turnier wurde in der randvollen Yokohama Arena abgehalten -- eine Serie, in der nach regulären K-1 Regeln gekämpft wird, aber mit einer 70kg-Gewichtsbeschränkung.
Das diesjährige Turnier war wohl das härteste in der Geschichte des Sports. Die vier Champions der vergangenen Jahre waren hier, zusammen mit einem Quartett hungriger Herausforderer, begierig, ein Zeichen zu setzen. Alle teilnehmenden Kämpfer hatten in Vorausscheidungskämpfen gewonnen, um hierher zu gelangen und so schritt jeder der letzten Acht als potenzieller neuer Champion in den Ring.
Der Abend begann gleich sehr rasant -- im ersten Viertelginale stand der World Max Champion von 2003, Masato, aus Japan, der es mit seinem Landsmann und ewigem Rivalen Takayuki Kohiruimaki aufnahm. Masato hat einen stolzen Kampfrekord von 41 Siegen in 47 Kämpfen, während Kohiruimaki in der gleichen Anzahl von Auseinandersetzungen nur 33 Siege aufweist. Aber Kohiruimaki, der den World Max Japan sowohl 2004 als auch 2005 gewann, hat die Gabe alles zu geben, wenn es darauf ankommt -- und der schlacksige Kickboxer ist kühn genug, um hier für eine Überraschung sorgen zu können.
Kohiruimaki trat von Beginn an Low Kicks, während Masato wiederholt vorwärts ging, um seinen Gegner mit geraden Punches zu erwischen, was ihm mit beiden Händen ganz gut gelang. Zu Beginn der Zweiten traf Masato teilweise mit einem High Kick, erhielt den Druck während der gesamten Runde aufrecht und schloss stark ab. Kohiruimaki war hier in die Verteidigung gezwungen und verfehlte meist, wenn er versuchte mit den Fäusten durchzukommen.
In der Dritten hielt Masato seinen Gegner gut auf Distanz, war leicht auf den Füßen und traf seinen Konkurrenten nach Belieben, bevor er eine brillante Linke nach oben genau traf und so einen Niederschlag erzielte. Kohiruimaki kam wieder auf die Beine, konnte sich aber nur noch weitere Treffer einfangen, sodass Masato mit einem komfortablen, einstimmigen Punktsieg weiter kam.
Das zweite Viertelfinale bestritten der amtierende World Max Champion Andy Souwer aus Holland und der couragierte Virgil Kalakoda aus Südafrika. Als 26-jähriger Shootboxer machte Souwer auf der Pressekonferenz bereits klar, dass er keinen Druck verspüre und vor hatte, der erste zweimalige Max Champion zu werden. Aber Kalakoda, dessen Training beinhaltete Haie anzulocken, sagte verwegen vorher, dass er den Gürtel für Afrika erobern werde.
Kalakoda hielt seine Deckung hoch und konterte Souwer's Low Kicks, indem er die Distanz schloss und mit Körpertreffern und Haken arbeitete. Kalakoda shockte Souwer spät in der ersten Runde, als er mit einer rechten Geraden traf, die den Holländer zu Boden schickte und einen bösen Cut an seiner Wange öffnete. Souwer ließ in der zweiten Runde die Fäuste fliegen und trat harte Low Kicks. Aber obwohl Kalakoda beim Abwehren dieser Angriffe nicht gut aussah, blieb er unerschrocken und ging weiter mit den Fäusten vorwärts.
Die Beiden blieben in der dritten Runde in der Nahdistanz und während eines Schlagabtauschs gelang Souwer ein linker Haken, der ihm den Niederschlag einbrachte, den er benötigte, um auszugleichen. Nach der Wiederaufnahme des Kampfes machte Souwer Druck, arbeitete mit den Knien und schlug Haken, während sich sein Gegner in die Seile lehnte. Da Kalakoda keine Konter mehr startete, schritt der Ringrichter zwischen die beiden Kämpfer und stoppte das Duell. Souwer hatte den frühen Ansturm überstanden und so den Sieg errungen.
Der allererste World Max Champion, der Boxer Albert Kraus aus Holland traf im dritten Viertelfinale auf den 21-jährigen, armenischen Muay Thai Kämpfer Drago.
Drago trat von Beginn an effektive Front Kicks, um die Distanz zu kontrollieren und als die Beiden zu dicht aneinander gerieten, verpasste er Kraus ein rechtes Knie zum Kopf, womit er einen Niederschlag erzielte. Der Armenier verpasste es danach jedoch die Runde vorzeitig zu beenden, da er mit mehreren High Kicks seinen Gegner vefehlte. Kraus dagegen war in der gesamten Runde nicht wirklich gefährlich. In der Zweiten machte Drago erneut Druck und arbeitete mit einem umfangreichen Repertoire an Attacken, die seinen Gegner daran hindern sollten, seine boxerischen Fähigkeiten auszuspielen. Kraus verpasste Drago schließlich eine Reihe von Punches, die aber wenig Schaden anrichteten, während Drago mit guten High Kicks punktete.
In der dritten Runde ergriff Drago erneut die Initiative, arbeitete mit hohen Front Kicks und variierte seine Kombinationen -- er versuchte sogar einige, blitzartige Dreh-Manöver. Kraus gelangen währenddessen einige gute Treffer mit den Fäusten. Trotzdem wirkte er im Vergleich einfallslos und die Punktrichter gaben Drago einen einstimmigen Punktsieg.
Im letzten Viertelfinale trat der hervorragende Buakaw Por Pramuk gegen Yoshihiro Sato, einen japanischen Kickboxer, der zuletzt Mike Zambidis besiegt hatte und somit seine Siegesserie auf 4 Siege in Folge erhöhte, an.
Sato brachte einen 10cm Größenvorteil mit in den Ring und benutzte seine Reichweite, um sich von Beginn an mit den Fäusten in seinen Gegner zu lehnen. Aber Buakaw antwortete umgehend und brachte, etwa nach der Hälfte der Runde, eine rechte Gerade durch, die einen Niederschlag zur Folge hatte. Der Muay Thai Kämpfer schien nun die Kontrolle zu haben und verschwendete in der Zweiten keine Zeit, griff einen schwachen Front Kick und schlug dann einen rechten Haken, um den Sieg durch KO einzufahren. Eine beeindruckende Vorstellung mit den Fäusten von einem Kämpfer, der gewöhnlich für seine hervorragende Beinarbeit bekannt ist.
Der Showdown zwischen Masato und Souwer im ersten Viertelfinale begann damit, dass beide Kämpfer ihre Low Kicks testeten. Masato versuchte schließlich die erste Kombination, die Souwer mit einer tollen Parade abblockte. Kein Kämpfer konnte hier überwiegen, aber in der Zweiten begann sich die Atmosphäre langsam aufzuheizen -- beide griffen mit schnellen Schlagattacken an, trafen mit Low Kicks und verfehlten nur knapp mit den High Kicks.
Masato schlug in der Dritten eine Menge Punches mit links, konnte aber mit nichts nachsetzen. Souwer war währenddessen mit wohlüberlegten, harten Low Kicks beim Kontern besser dran. In der Mitte der Runde gelang ihm schließlich sogar ein toller, gesprungener Kick. Gegen Ende entlud Souwer eine Eins-Zwei Punch-Kombination im Gesicht seines Gegners, die ihn mit einem Niederschlag punkten ließ, der schließlich den Unterschied ausmachen sollte -- der Holländer gewann die Runde und kam so ins Finale.
Im zweiten Halbfinale trat Drago gegen Buakaw an. Der Thailänder blieb zunächst vorsichtig, während Drago einen Weg durch seine Deckung mit einem Front Kick suchte, den Buakaw mit einem überlegenen High Kick beantwortete. In der Zweiten begann Drago auf seinen Gegner einzudreschen, während Buakaw mit Präzision zurückschlug. Drago versuchte einen Spinning Back Kick, aber Buakaw sah ihn genau kommen und war wie immer in seiner Ausweichaktion übernatürlich gut. Während der gesamten Runde hielt Buakaw seinen Rivalen mit Front Kicks auf Distanz und konterte. Zum Ende der Runde punktete er schließlich mit einem Niederschlag durch einen rechten Haken.
Ein hartnäckiger Drago griff auch in der dritten Runde mit Fäusten und Füßen an, aber Buakaw wurden nur selten getroffen und packte einfach mehr Schnelligkeit und Kraft in seine Konter, um einen einstimmigen Punktsieg zu erzielen.
Der Kampf Buakaw vs. Souwer versprach ein klassische Asien-vs.-Europa-Finale. Souwer tanzte in den Ring wie Genki Sudo, aber es war klar, dass seine schlimme Schwellung an der Wange drohte, seine Sicht einzuschränken. Ein bescheidenerer Buakaw vermied jegliche Zurschaustellung -- er schickte ein typisches Gebet vor dem Kampf gen Himmel und ging dann an die Arbeit.
Buakaw traf mit einem Low Kick und Souwer antwortete mit einem Körpertreffer -- der Tanz begann. Beide verteilten Nettigkeiten und begannen mit einem Schlagabtausch. Die Kämpfer standen dicht beieinander und eine Schlagkombination von Souwer ließ Buakaw's Kopf zurückschnellen, aber der Thailänder war wie immer beachtenswert mit seinen Fäusten und Low Kicks. Niemand konnte die ersten drei Minuten dominieren. Das änderte sich aber dramatisch, als die Glocke die zweite Runde einläutete.
Plötzlich schaltete Buakaw einen Gang hoch und war nicht mehr aufzuhalten - konzentriert und geschäftig brachte er einen linken Haken durch, der Souwer auf die Matte schickte. Der holländische Kämpfer strauchelte bei dem Versuch, wieder in den Kampf zu finden, aber hatte keine Chance mehr. Buakaw zeigte erneut, dass er auch genauso punchen kann, wie er kickt -- er schlug einige, rechte Aufwärtshaken, die Souwer erneut auf die Matte zwangen. Die letzte Minute der Runde brach an, als Buakaw einen Low Kick von Souwer mit einer rechten Geraden konterte und so den entscheidenden Treffer landete, der Souwer erneut fällte und ihm die Meisterschaft einbrachte.
Mit seinem Turniersieg brachte Buakaw den World Max Gürtel wieder nach Thailand (was Asien einen 3-2 Vorsprung an World Max Titeln gegenüber Europa gibt). Der Sieg ist umso süßer, da Buakaw 20 Millionen Yen (138.000 Euro) Preisgeld erhielt.
"Die neuen K-1 Regeln gegen das Clinchen bedeuteten, dass ich meinen Stil anpassen musste", sagte ein vor Freude strahlender Buakaw in seinem Interview nach dem Turnier. "Deshalb habe ich hart trainiert, um mein Boxen zu verbessern. Andy ist ein guter Kämpfer und er hat mich im letzten Jahr im Finale geschlagen, aber dieses Jahr wusste ich, dass er die härteren Kämpfe auf dem Weg ins Finale hatte, wodurch er mehr Verletzungen einstecken musste. Ich glaube, das machte schon einen Unterschied. Trotzdem bin ich froh, dass ich tun konnte, was ich musste, damit ich ihn dieses Mal besiege!"
Danach gefragt, was er mit seinem Preisgeld machen wird und ob das eine Träne in seinem Auge war, als sein Arm hochgehoben und er zum Sieger erklärt wurde, lachte Buakaw: "Nun ja, vielleicht habe ich geweint, aber ich bin glücklich! Wegen des Preisgeldes, ich weiß nicht -- ich wurde heute abend mehrfach am Kopf getroffen, deshalb möchte ich jetzt nicht soviel darüber nachdenken!"
In den Superkämpfen:
Zwei Veteranen, der 33-jährige Kickboxer Kozo Takeda aus Japan und der 31-jährige, amerikanische Kempo-Karate-Kämpfer Fernando Calleros, traten im wichtigsten Superkampf gegeneinander an.
Calleros begann aggressiv, stürmte mit einer Serie von Schlägen auf seinen Gegner zu und erzielte einen Niederschlag. Ein angeschlagener Takeda hielt die Deckung hoch und schaffte es, die Runde zu überstehen, aber sah sich in der zweiten Runde einer ähnlichen Attacke von Calleros gegenüber. Takeda blieb diesmal auf den Beinen und antwortete in der Mitte der Runde mit einigen Low Kicks und einer Knieattacke, aber der japanische Kämpfer wurde durch den noch höheren Adrenalin-Ausstoß seines Gegners übertroffen. Mit gesenktem Kopf und fliegenden Fäusten setzte Calleros in der dritten Runde gleichermaßen fort und obwohl Takeda nun seine Low Kicks benutzte, um den Amerikaner fern zu halten, kam die Strategie zu spät, um ein Unentschieden zu erreichen und Calleros lag auf allen drei Punktrichterzetteln vorn.
In einem weiteren Superkampf, in dem einige Japaner sich zur Schau stellen konnten, kämpfte der Boxer Tatsuji gegen den Kickboxer Yasuhito Shirasu.
Die Landsmänner hatten beide ihre Chancen in der ersten Runde, einige gute Treffer kamen durch, aber beiden bewiesen ein gutes Kinn und blieben im Kampf. Tatsuji machte in der Zweiten Druck und führte mit der Linken, aber Shirasu's Ausweichen und Blocken waren gut und er bekam bei einem Konter eine ordentliche Rechte durch. Schläge dominierten die dritte Runde und Tatsuji's waren überzeugend genug, um ihm den entscheidenden Vorteil zu bringen und so gewann er durch Punktrichterentscheid.
Im Reservekampf des Turnier besiegte der 19 Jahre alte, ukrainische Kickboxer Artur Kyshenko den 34-jährigen Muay Thai Kämpfer Rayen Simson aus Holland nach Punkten. In weiteren Kämpfen besiegte der thailändische Kämpfer Yodsanklai Fairtex den Deutschen Kamal El Amrani nach Punkten und in einem japanischen Duell schlug Mitsugu Noda seinen Landsmann Keiichi Nishiwaki KO.
Das K-1 World Max 2006 Finalturnier beeindruckte ein Publikum von 16.918 Zuschauern in der ausverkauften Yokohama Arena. Die Veranstaltung wurde live überall in Japan über TBS und 28 Partnernetzwerke, sowie über MBC auf MBC/ESPN in Südkorea ausgestrahlt. Es wird eine verzögerte Übertragung auf Eurosport überall in Europa, auf ProTV in Rumänien, auf inDemand in den USA, auf Viewer's Choice in Kanada und auf GroboSat in Brasilien geben. Wie immer wird es die komplette Berichterstattung zu den zukünftigen Veranstaltungen auf der offiziellen K-1 Webseite (www.k-1.co.jp) sowie auf K-1sport.de geben.
Anmerkung: Während der Veranstaltung nahmen Musashi und andere K-1 Stars an einer Spendenkampagne teil, die der 3-Monate alten Mirai Yamashita helfen soll, in den USA eine kritische Operation durchführen zu lassen, die in Japan nicht angeboten wird. Mirai leidet an Morbus Hirschsprung, einer lebensbedrohlichen, angeborenen Dickdarm-Fehlfunktion, die durch einen Mangel an Nervenzellen ausgelöst wird. Weitere Informationen, im Moment nur auf japanisch, aber bald auch mit englischer Unterstützung, finden sich auf http://homepage2.nifty.com/miraichan/.