In dem mit Spannung erwarteten Rückkampf der beiden Ex-Champions konnte sich Forrest Griffin gegen Tito Ortiz durchsetzen und so zum 1:1 ausgleichen.
In vielen Belangen ähnelte das Hauptereignis der UFC 106 am Sonnabend dem Hinkampf zwischen den beiden renommierten, ehemaligen Halbschwergewicht-Champions Tito Ortiz und Forrest Griffin. Wieder ging der Kampf über drei Runden, wieder dominierte Tito Ortiz die Anfangsphase und wieder war Forrest Griffin mit fortschreitendem Kampfgeschehen der Überlegene.
Die erste Runde begann mit einigen boxerischen Einlagen beider Kämpfer. Während Griffin seine Reichweite ausspielen konnte, gelang auch Ortiz der eine oder andere harte Treffer. Nach 80 Sekunden jedoch war damit Schluss, als Ortiz das linke Bein des Gegners griff und ihn problemlos zu Boden brachte. Damit begann eine Phase des Ground and Pound aus der Full Guard, ein Markenzeichen von Tito Ortiz. Harte Ellbogen und Fäuste prasselten auf Griffin ein, der sich trotzdem gut hielt und die Angriffe zum Teil abwehren konnte.
Griffin unternahm auch einen Kimura-Versuch und obwohl dieser nicht glückte, reichte es für ihn, um wieder auf die Beine zu kommen. Die restliche zeit verbrachten beide auf den Beinen, wo vorallem Griffin mit den Fäusten und Kicks punkten konnte. Ortiz wirkte hier bereits erschöpft. Auch ein zweiter Takedown-Versuch war weit davon, erfolgreich zu sein. Am Ende der Runde suchte sogar Griffin den Clinch, konnte aber nicht davon profitieren.
Die zweite Runde eröffnete Griffin mit einem Kick und sofort war Ortiz mit dem Takedown zur Stelle. Doch während zunächst die gewohnten Ellbogen und kurzen Faustschläge kamen, nutzte Griffin seine Full Guard nun besser aus. Er streckte Ortiz mit den Beinen, sodass dieser nicht angreifen konnte und als Ortiz sich in die Half Guard vorarbeiten wollte, nutzte Griffin die Chance, um wieder auf die Beine zu kommen. Und wieder war es hauptsächlich Griffin, der mit Kicks und Fäusten punktete. Auch ein Knie zum Körper traf und als ein Front Kick zum Kinn von Ortiz dessen Mundschutz durch den Ring fliegen ließ, schien der Kampf endgültig gekippt zu sein.
Doch stattdessen war es wie ein Weckruf für Ortiz, der nun noch einmal mitboxte und obwohl Griffin eine schöne Links-Rechts-Mid-Kick-Kombination gelang, war Tito Ortiz schließlich noch einmal mit dem Takedown zur Stelle. Den rest der Runde verbrachten beide auf der Matte und Ortiz punktete aus der Full Guard mit Ellbogen und Fäusten zum Kopf und Körper. 30 Sekunden vor Rundenende machte sich jedoch die Erschöpfung deutlich bemerkbar, als Griffin Ortiz auf den Rücken drehen konnte und nun selbst noch einmal mit dem Ellbogen zum Kpf und der Rechten zum Körper nachsetzte.
Erneut bahnte sich ein Kampf an, der für die Punktrichter ein hartes Tück Arbeit bedeutete, bis die dritte Runde begann und eine Entscheidung fiel. Ortiz hatte sich in den ersten beiden Runden zu sehr verausgabt und seine anderhalbjährige Abwesenheit machte sich deutlich bemerkbar. Der einst für seine enorme Ausdauer bekannte Amerikaner, konnte in der letzten Runde kaum noch einen Schlag durchbringen, geschweige denn einen Takedown. Und so bestimmte Griffin die Runde mit Kicks und Fäusten nach Belieben. Ortiz versuchte in den letzten Sekunden vor Rundenende noch einmal aufzudrehen, musste jedoch feststellen, dass sein Tank leer war. Obwohl er durch seine gute Deckung nicht allzu viel Schaden nehmen musste, war die Runde ganz klar verloren.
Die Punktrichter entschieden sich schließlich erneut für einen nicht einstimmigen Punktsieg, diesmal jedoch zu Gunsten von Forrest Griffin. Bis auf einen 30-27 Ausreißer für Griffin, werteten die Punktrichter jeweils 29-28.
Ortiz Leistung erinnerte nur allzu sehr an die von Mauricio "Shogun" Rua, der nach langen Verletzungszeiten mit Coleman starke Probleme bekam, weil seine Ausdauer einfach nicht auf dem Stand der Dinge war. Doch wie Rua könnte auch Tito Ortiz mit seinen nächsten Kämpfen den "Ringrost" abschütteln und wieder in den Kampf um den Titel eingreifen. Mit 5 verbleibenden Kämpfen in seinem Vertrag, hat er dafür auf jefenfalls noch genug Zeit.
Griffin, der nach einer desaströsen KO-Niederlage gegen Anderson Silva in der ersten Runde nun wieder zurück ist, sagte nach dem Kampf: "Es fühlt sich großartig an. Ich möchte den Fans und allen danken. Ich liebe den Sport und ich sehe Anderson Silva da drüben und er hat mich einfach gebrochen...gebrochen. Ich glaube, dass Tito ein guter Gegner für mein Comeback war und ich glaube, dass wir nach diesem 1:1 einen dritten Kampf austragen sollten."
Zu Ortiz, der ursprünglich gegen Coleman kämpfen sollte, für den Griffin verletzungsbedingt einsprang, meinte er: "Ich war ganz schön faul, bis ich ihn endlich drehen konnte. Ich habe dort rum gelegen und mir die Ellbogen gegen den Kopf schlagen lassen. Diese Drehung ist ganz gut für Jiu-Jitsu, aber wenn die Ellbogen kommen, ist das keine so gute Idee. Man konnte sehen, dass er sich auf Mark Coleman vorbereitet hatte und außerdem hatte er eine Rücken-OP. Wir werden nochmal kämpfen und dann breche ich mir meinen Fuß nicht und er ist schon wieder in besserer Form."
Forrest kam hier mit Herzblut zum Kampf. Er kämpfte hier in seiner Heimatstadt und hatte nicht soviel zu verlieren. Er hatte einen gebrochenen Fuß. Ich hatte eine Verletzung am Kopf und konnte jeden Tag vielleicht eine halbes Sparring absolvieren. Ich bin her gekommen um zu kämpfe, egal was sonst passiert. Forrest hat heute eine tolle Leistung abgeliefert."
Auf seine Verletzung angesprochen, die ihm das Sparring nicht ermöglichte, meinte Ortiz: "Ich habe mich an der Wirbelsäule verletzt, irgendwo am C6- oder C7-Halswirbel." Als das Publikum zu Buhen beginnt, wendet er sich an die Zuschauer: "Leute, ich hatte einen gebrochenen Schädel. Ich möchte mal sehen, wie einer von euch hier in den Käfig steigt und mit einem gebrochenen Schädel kämpft! Ich bin hier trotzdem erschienen um für euch eine tolle Show abzuliefern. Hat es euch gefallen?"
Und in der Tat war Ortiz seit Wochen nur mit Sonnenbrille zu sehen gewesen, weil sein rechtes Auge tief blau gefärbt war. Selbst zum Kampf war die Verletzung noch nicht verheilt. Umso beeindruckender, dass beide Kämpfer eine gute Leistung abliefern konnten und umso mehr Interesse dürfte somit ein drittes Duell erwecken. Am Ende hatte niemand so recht verloren, aber auch niemand so recht gewonnen. Fazit: Tito Ortiz und Forrest Griffin sind wieder zurück und das Halbschwergewicht bleibt die härteste Gewichtsklasse der UFC.