Am 6.12.2008 war es endlich wieder soweit, die ausverkaufte Yokohama-Arena bot den Showplatz des K-1 World Grand-Prix Finales 2008, welches erstmals auch live von Deutschland aus über den Eurosport-Player zu verfolgen war.
Der folgende Bericht stammt von Nadine Wawrzyniak. Nadine ist Fan-Reporter bei K-1sport.de und schreibt in regelmäßigen Abständen Berichte zum Thema K-1. Wenn du auch Fanreporter werden möchtest, dann melde dich unter fanreporter@k-1sport.de bei uns.
Der Niederländer Remy Bonjasky wurde zum diesjährigen World GP Champion erklärt, nachdem sein Gegner Badr Hari gegen Ende der zweiten Runde die rote Karte erhielt und somit von dem Turnier ausgeschlossen wurde. Bereits zum dritten Mal kann er nun den begehrten Titel des WGP Champion für sich beanspruchen, denn schon in den Jahren 2003 und 2004 hieß der Gewinner des großen K-1 Finalturniers von Japan Remy Bonjasky.
Nach einschneidenden Ereignissen seines Privatlebens, dem Tod seiner geliebten Mutter im letzten Jahr und nach der Trennung von seiner Ehefrau, hatte der gelernte Muay-Thai-Kämpfer Remy Bonjasky auch ein sportliches Tief zu überwinden. Manche Sportkritiker hatten Remy Bonjasky nach seiner persönlich schwierigen Phase bereits abgeschrieben. Doch nach intensivem Training gelang es ihm, sein gestecktes Ziel zum Ende der Saison auf kämpferischer Ebene wieder zu erreichen und den Gürtel des K-1 WGP Champions 2008 abermals nach Holland bringen zu dürfen.
Einen gewissen Anteil zum Sieg Remys, der ein sehr emotionaler Kämpfer ist, muss man neben seiner wiedererlangten Topform sicherlich dem Umstand seines neu gefundenen Glücks in Form von einer neuen Freundin zuschreiben. Um so erfeulicher ist die Tatsache, dass er sich abermals im Kreis der besten K-1 Kämpfer ethablieren konnte und dies durch seinen Sieg im Finalturnier auch unter Beweis gestellt hat.
Den ersten Kampf des Viertelfinales bestritten der ebenfalls dreimalige Champion eines K-1 WGP-Finalturniers, der Veteran Peter Aerts (38) und der äußerst talentierte Newcomer und K-1 Heavyweight-Champion 2008, Badr Hari (24) aus Marokko.
Obwohl Peter Aerts von vielen K-1 Fans und Szenekennern als Favorit dieses Events geahndet wurde, konnte er in diesem Kampf leider nicht überzeugen und seinem entschlossen wirkenden Gegner Badr Hari nicht die Stirn bieten. Schon zu Beginn der ersten Kampfrunde wurde Aerts von Haris starken Aktionen regelrecht überfallen. Der technisch vielseitige Badr Hari ging von Anfang an offensiv auf Peter Aerts zu und konnte diesen noch während der ersten drei Minuten zu Boden bringen, woraufhin Aerts angezählt wurde.
Doch seinem Kämpfergeist entsprechend stand Peter Aerts wieder auf und stellte sich dem Kampf erneut, obwohl er bereits angeschlagen zu sein schien. Zwar versuchte der inzwischen kraftlos wirkende Aerts die Angriffe Badr Haris zu kontern, doch er konnte sich auch im weiteren Verlauf des Kampfes einfach nicht auf auf den schnell agierenden Gegner einstellen. Er musste etliche Treffer einstecken, die wohl keinen anderen Kämpfer als Aerts noch auf den Beinen gehalten hätten.
In der zweiten Runde ging Aerts wieder zu Boden und wurde abermals angezählt. Kurz nachdem der Kampf wieder freigegeben wurde, brach der Ringrichter den Fight ab. Zwar konnte man diese Entscheidung vertreten, doch fragte man sich ob dies in einem Kampf zweier Profis wirklich nötig gewesen wäre. Hari besiegte Aerts folglich durch TKO in der zweiten Runde.
Errol Zimmerman und Ewerton Teixeira standen sich im zweiten Kampf des Viertelfinales gegenüber. Der 22jährige Errol, K-1 World GP Champion 2008 des Turniers von Amsterdam, ist eine der großen Hoffnungen des K-1-Sports. Der aus Surinam stammende Kämpfer musste es mit dem Brasilianer Ewerton Teixeira (26) aufnehmen, der den diesjährigen Grand Prix von Fukuoka gewann.
Die beiden Kontrahenten lieferten einen attraktiven Kampf, wobei die erste Runde nach Punkten einstimmig an Teixeira ging. Zimmerman ergriff in der zweiten Runde die Initiative und landete gute Treffer gegen Ewerton Teixeira. Dieser versuchte jedoch stets zu kontern und konnte am Ende der Runde ebenfalls noch punkten. Die dritte Runde ging klar an Zimmerman, der Teixeira mit einer geraden Rechten, gefolgt von einem Uppercut, auf die Bretter schicken konnte. Die Kampfjury entschied, den Sieg an Errol Zimmerman zu geben.
Das dritte Viertelfinale rief den Türken Gokhan Saki und den Russen Ruslan Karaev in den Ring. Die beiden Kickboxer zählen ebenfalls zu den Kämpfern, die im K-1 als die "neue Generation" gelten.
In der ersten Runde landeten beide Kämpfer gute Aktionen, doch konnte man Ruslan Karaev nicht absprechen offensiver in den Fight gegangen zu sein. Er griff seinen Gegner Saki immer wieder an und die nach Punkten bis dahin ausgeglichene Runde endete in einem offenen Schlagabtausch. In der zweiten Runde zeigte sich Ruslan beinahe unschlagbar, er konnte durch seine gezielten Treffer in Führung gehen. Saki bewies allerdings vortreffliche Nehmerqualitäten und blieb in diesem sehr fair ausgetragenen Duell auf seinen Beinen.
Die dritte Runde war gespickt von abwechslungsreichen Techniken beider Fighter. Gokhan konnte schließlich einen guten Wirkungstreffer gegen Karaev landen, wonach dieser zu Boden ging und angezählt wurde. Saki ergriff seine Chance, blieb an dem angeschlagenen Gegner Ruslan Karaev dran und wurde stärker und stärker. Ruslan konnte sich nur mit Mühe noch über die Zeit retten, beide Viertelfinalisten waren zum Rundenende ausgepowert. Obwohl der Russe die ersten beiden Runden nach Punkten gewonnen haben musste, entschieden sich die Kampfrichter merkwürdigerweise einstimmig für Gokhan Saki als Gewinner.
Den letzten Kampf des Viertelfinales bestritten der erfahrene 36jährige Franzose, Jerome LeBanner und der bis dahin bereits zweimalige Gewinner eines WGP-Finalturniers, Remy Bonjasky.
Während der ersten Runde fiel Remy Bonjasky besonders durch seine schnell gesetzten Kombinationen auf. Er ergriff immer wieder die Initiative und wirkte äußerst stark. Der gelernte Kickboxer Jerome LeBanner ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, hielt stets dagegen und konnte doch nicht verhinden, dass Remy zum Ende der Runde erneut punktete. Der Anfang der zweiten Runde schien ausgeglichen, jedoch fanden im weiteren Verfauf dieser Runde beinahe keine Aktionen mehr statt. Daraufhin mahnte der Ringrichter die Beiden an, den Kampf fortzusetzen.
Remy Bonjasky machte von seiner gefährlichsten Waffe, seinem Knie Gebrauch und setzte seinem Gegner weiter mit variabelen Kicks zu. Ein Highkick gegen den Oberarm Jerome LeBanners veranlasste den Ringarzt aber schließlich dazu, den Kampf abzubrechen. Eine alte Verletzung am linken Arm des Franzosen bereitete abermals Probleme. Jerome war nach langwierigem Heilverlauf endlich wieder kampfbereit, doch wurde er abermals von seinem Körper ausgebremst. Bonjasky gewann das Viertelfinale somit durch einen TKO in der dritten Runde.
Man kann jetzt spekulieren, ob Jerome nach seiner Verletzungspause wieder fit genug werden wird, um es nochmal mit den anderen Top-Kämpfern aufzunehmen.
Nachdem die Viertelfinalkkämpfe abgeschlossen waren, fanden die beiden Reservefights statt.
Für den ersten Kampf wurden der Neuseeländer Ray Sefo (37) und der 28jährige Hong-Man Choi aus Korea verpflichtet. Beide hatten sich für das Finalturnier nicht direkt als Kämpfer empfehlen können, bekamen aber durch die Aufstellung in einem der Reservekämpfe die Möglichkeit geboten, für einen verletzten Teilnehmer des WGP-Finales einspringen zu dürfen.
Sefo ist in Japan bereits jetzt eine lebende Legende, neben Peter Aerts und Jerome LeBanner eines der Urgesteine des K-1-Sports. Man konnte spüren, dass das Publikum der Yokohama Arena geschlossen hinter Ray Sefo stand. Schon bei seinem Einmarsch in die Halle verlieh er dieser eine ganz besondere Atmosphäre.
In der ersten Runde machte Ray Sefo auch keinen Hehl daraus, wer der Chef im Ring war. Er überzeugte seit langem mal wieder durch eine austrainierte und gute Form. Er bestimmte so, nicht nur von Anfang an den Kampf, sondern zeigte im weiteren Verlauf auch zahlreiche und abwechslungsreiche Techniken. Von Choi, der mit seiner Größe von 2,18 Meter kaum zu übersehen war, konnte man jedoch keine nennenswerten Aktionen beobachten.
Auch in den darauf folgenden Runden glänzte Sefo regelrecht und konnte sich immer wieder durch oder unter Hong-Man Chois Deckung zu dessen Kopf vorarbeiten. Das Publikum feierte jeden Treffer Sefos, der Choi eine Lektion des Meisters zu erteilen schien. Zwar trat Choi in der letzten Runde etwas offensiver in Erscheinung, doch trafen seine beinahe grob wirkenden Schläge ihr Ziel nicht. Zumindest technisch gesehen kann er es wohl mit keinem der guten K-1 Kämpfer aufnehmen.
Durch diesen Kampf machte Sefo jedoch seinem Namen wieder alle Ehre und verdeutlichte, dass er noch immer ein hervorragender Kämpfer ist, den kein Gegner unterschätzen sollte. Alle Punktrichter entschieden einstimmig für Ray Sefo.
Der zweite Reservefight fand zwischen dem Australier Paul Slowinski und dem Niederländer Melvin Manhoef statt.
Zwar begann der Australier die erste Runde recht offensiv, doch konnte Manhoef seinen Gegner schon bald zu Boden bringen. Auch wenn dieser wieder aufstand um sich dem Kampf zu stellen, fand er augenscheinlich kein Mittel gegen die präzise platzierten Wirkungstreffer Manhoefs. Schon bald fand sich Slowinski erneut auf den Brettern wieder, woraufhin er angezählt wurde. Mit Mühe und Not kam er nochmals auf die Beine, doch Melvin hatte buchstäblich Blut gerochen und setzte seinem Gegner erneut mit starken Kombinationen zu.
Er stellte seinen Kontrahenten schließlich an den Seilen der Ringecke, Paul Slowinski war bereits stehend KO. Nur Sekunden später traf ein linker Haken Manhoefs und Slowinski hielt nichts mehr auf seinen Beinen. Der Ringrichter brach das scheinbar ungleiche Duell noch zum Ende der ersten Runde ab.
Im ersten Halbfinalkampf trafen somit Badr Hari und Errol Zimmerman aufeinander. Dies war ein sehr spannender Fight zweier junger Talente des K-1 und wohl der interessanteste Kampf der gesamten Veranstaltung.
Bereits in der ersten Runde zeigten sich beide Kämpfer äußerst stark und explosiv. Jeder hatte den ohnehin schon variabelen Techniken seines Gegners immer noch etwas entgegen zu setzen. Beide Duellanten konnten gute Treffer erzielen und der ausgeglichene Kampfverlauf machte dieses attraktive Halbfinale sehenswert. Hari konnte Errol zum Ende der Runde in der Ecke stellen und dieser mußte mit einem Schlaghagel fertig werden, der auf ihn einprasselte. Doch Zimmerman fand zurück in den Kampf und konnte ebenfalls nochmal punkten.
Auch die zweite Runde begann auf ganz hohem Niveau, beide Kämpfer konnten in diesem fair ausgetragenen Kampf mit guten Aktionen von sich überzeugen. Plötzlich traf Hari ein gerader, genau platzierter Haken am Kopf, woraufhin er zu Boden ging und angezählt wurde. Der Kampf wurde wieder freigegeben und Hari wehrte sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Diese wurden alsbald auch mit Erfolg gekrönt, indem Errol Zimmerman auf die Bretter ging und ebenfalls angezählt wurde. Kurz nachdem er wieder aufstand wurde das Rundenende eingeläutet. Was war das bis dahin für ein aufregender Kampf!
In der dritten Runde ging Badr Hari entschlossen auf Zimmerman zu und machte den aktiveren Eindruck. Treffsicher setzte er beinahe alle Kicks und Hiebe, Errol mußte diese Wirkungstreffer wieder und wieder hinnehmen. Eine rechte Faust beendete die Bemühungen Errols jedoch nach zwei Minuten und 15 Sekunden durch einen KO. Badr Hari konnte somit ins Finale einziehen.
Das zweite Halbfinale bestritten Remy Bonjasky und Gokhan Saki.
Zu Beginn des Kampfes versuchten beide Fighter erstmal vorsichtig die richtige Distanz zum Gegner zu finden. So sahen mache Kombinationen oftmals nur angetäuscht aus. Nach weiter unspektakulärem Austausch gegenseitiger Kicks konnte Remy den türkischen Kontrahenten zum Rundenende allerdings noch in leichte Bedrängnis bringen, da er stets auf Saki zuging und dieser sich wehren musste.
Die zweite Runde verlief ähnlich der Ersten, beide Kämpfer versuchten hauptsächlich mit Kicks zu punkten. Doch kurz nachdem die letzte Minute dieser Kampfrunde begonnen hatte, sprang Bonjasky mit einem gestreckten Kick in Gegner Gokhan hinein. Dieser Kick traf den linken Rippenbereich des Türken, woraufhin Saki unter Schmerzen zu Boden ging und nicht wieder aufstehen konnte, bevor der Ringrichter ihn auszählte. Bonjasky gewann dieses Halbfinale durch TKO.
Folglich trafen die Halbfinalgewinner Remy Bonjasky und Badr Hari im großen Finale aufeinander. Da beide Kämpfer die vorausgegangenen Fights frühzeitig beenden konnten und deren Kondition gleichermaßen gefordert wurde, versprach dieses Duell ein würdiger Finalkampf zu werden.
Die erste Runde begann mit einem vorsichtigen Abtasten beider Gegner. Nach einer Weile versuchte Hari schließlich die gute Deckung Remys mit verschiedenen Kombinationen zu knacken, um punkten zu können. Doch der Niederländer stand wie ein Fels in der Brandung und dachte nicht im Traum daran, seine Doppeldeckung aufzugeben.
Ganz im Gegenteil, Remy Bonjasky wirkte sogar zusehens selbstsicherer und drängte Badr Hari in die Defensive. Bald darauf streckte ihn ein sauberer Kick Remys zu Boden und Hari wurde angezählt. Im weiteren Verlauf dieser Runde passierte nicht mehr viel, erst in den letzten Sekunden griff Hari erneut an. Doch auch dieser Angriff blieb nur ein erfolgloser Versuch dessen, Remys gute Deckung durchbrechen zu können. Der gefrustete Badr Hari hatte sich so sehr in Rage gekämpft, dass er anscheinend nicht einmal den Gong zum Rundenende hörte und noch zweimal nachschlug.
In der zweiten Runde ging Badr Hari wieder entschieden wirkend auf Bonjasky los, wohl wissend er müsse von nun an mit klaren Treffern punkten. Doch beide Kämpfer hatten sich nichts zu schenken und konnten im gegenseitigen Wechsel Treffer verbuchen. Gerade als Badr Haris rechte Faust am Kopf Remys einschlug und diese Runde bis dahin mit leichten Vorteilen für Hari gezählt werden konnte, ereignete sich unglaubliches.
Bonjasky konterte mit einem Highkick, Hari bekam die Ferse Remys zu fassen und stürzte auf ihn zu, so dass beide Fighter zu Boden fielen. Der Ringrichter unterbrach den Kampf daraufhin, doch Hari war nicht mehr zu halten. Er schlug weiter auf den am Boden liegenden Bonjasky ein. Selbst der Versuch des Ringrichters Hari von Bonjasky abzuwenden konnte nicht mehr verhindern, dass Hari gegen Remys Kopf trat. Hari bekam für diese Unsportlichkeit die gelbe Karte.
Auf Grund dessen, dass die Ringärzte keine Empfehlung für eine Wiederaufnahme des Kampfes aussprechen konnten, kassierte Badr Hari schließlich die rote Karte und wurde disqualifiziert. Wirklich schade, dass dieser talentierte Hari die Kontrolle verlor, sich selbst ausbremste und den wichtigsten Kampf des Abends gegen sich selbst verlor.