Badr Hari spricht über das anstehende Turnier, seine möglichen Gegner, Revanchekämpfe gegen Overeem und Bonjasky, den Brand in Mike's Gym und sein abgelegtes Bad-Boy-Image.
Michael Schiavello: Hallo Leute und willkommen zu 'The Voice unleashed' (Die Stimme entfesselt) und es ist mir eine besondere Freude ihn anzusagen, den einmaligen Badr Hari! Bruder, schön dich wieder zu sehen. Wir sind in Tokio und es ist Zeit für den grand Prix. Ok, alles zu seiner Zeit. Ein Jahr nach dem Skandal von 2008, hast du es alles hinter dir gelassen, den kleinen Gehirnaussetzer, den du im letzten Jahr gehabt hast? Den Nervenzusammenbruch? Welchen Badr Hari werden wir sehen? Einen ruhigeren, konzentrierteren Badr Hari?
Badr Hari: Ja, natürlich. Letztes Jahr war letztes Jahr. Dieses Mal bin ich sehr gut vorbereitet und sehr konzentriert, bereit für den Sieg. Ich bin sehr, sehr konzentriert und gut drauf und ich werde meine Gegner für jeden Fehler den sie machen bestrafen. Also fühle ich mich sehr gut und bin sehr zuversichtlich. Ich kann es kaum noch erwarten.
Michael Schiavello: Also dieses Jahr haben wir ja einen sehr ruhigen Badr Hari erlebt, wenn man das mal mit der Vergangenheit vergleicht. Früher lief immer alles auf das Bad-Boy-Image hinaus. Aber jetzt sieht es eher nach einem ruhigen Badr Hari aus, nach einer großen Wende. Was hat das ausgelöst? Der Bad Boy verschwand mit dem Ende des letzten Jahres und nun sieht es eher nach einem freundlichen und beinahe gutmütigem Badr Hari aus.
Badr Hari: Vielleicht werde ich einfach älter. (lacht) Ein bisschen weiser. Nein, viele Dinge sind passiert. Nicht nur in meiner Karriere als Kämpfer, sondern auch in meinem Privatleben. Man wächst auf und spricht mit vielen Leuten und findet seinen Weg jeden Tag aufs neue. Ich habe jetzt eine gute Balance in meinem Leben und konzentriere mich nun auf meine Karriere und ich glaube, dass ich auf einem guten Weg bin. In mir fühle ich eine Ruhe.
Michael Schiavello: Entschuldige, dass ich das jetzt ansprechen muss, aber ihr habt Mike's Gym vor kurzem in einem Feuer verloren und das muss sehr hart sein. Es ist sehr, sehr traurig und ich habe Mike und dir heute morgen beim Frühstück mein Beileid ausgesprochen. Du warst der erste Kämpfer, der in Japan eintraf, also warst du offensichtlich hier, als es passierte. Wie hat das dein Training beeinflusst und wie hat es dich mental und emotionell beeinflusst? Denn es war ja quasi dein zu Hause, wo du die meiste Zeit des Tages verbracht hast.
Badr Hari: Ja, es ist natürlich ein großer Verlust. Wir hörten nur, dass das Gym brannte und bevor wir uns versahen, war das komplette Trainingscenter verloren. Wie Mike sagte 'Wir wurden bis 8 angezählt und wir erholen uns gut vom Anzählen', also, natürlich waren wir an dem Tag ziemlich traurig, aber wir mussten uns wieder auf das Turnier konzentrieren. Und dann waren wir wieder froh, dass es nicht vor drei Wochen passiert ist. Und wenn wir wieder zurückkehren, dann werden wir es nur noch größer, besser und stärker machen, als es vorher war. Wir wurden bis Acht angezählt und kamen stärker zurück, als wir vorher waren! Natürlich ist es ein Verlust, aber wir schauen jetzt nach vorne.
Michael Schiavello: Größer, besser und stärker. Also diese drei Worte könnten ja auch dich beschreiben. Also Leute, schaut mal her, ihr habt Badr Hari noch nie so durchtrainiert und drahtig gesehen, wie er jetzt ist. Na los, zeigs uns. Los, zeigs uns. Gib uns eine kleine Vorschau. Komm schon, du weißt, dass du es willst. Du weißt, dass du es willst. Schaut euch diesen Bauch an. Da könnte man seine Wäsche drauf waschen. (alle lachen) Unglaublich! Was ist passiert? Wieviel Gewicht hast du zugelegt? Wieviel Muskelmasse hast du deinem Körper zusätzlich antrainiert? Du hast einen neuen Trainer für den Muskelaufbau.
Badr Hari: Ich habe quasi gar nicht zugenommen. Ich wiege immer so 103-104kg und jetzt so 105kg, also da hat sich nicht viel getan.
Michael Schiavello: Du hast heimlich mit Alistair Overeem trainiert oder?
Badr Hari: Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. (lacht) Er ist in einem anderen Gym. Also ich habe nicht wirklich zugelegt. Wir haben nur sehr hart trainiert. Die Diät ist sehr wichtig und dann haben wir 10 Wochen durchweg trainiert und das passiert dann eben mit deinem Körper, du wirst stark. Und nun bin ich nahezu in der besten Form meines Lebens. Ich fühle mich jetzt wirklich sehr selbstsicher und stark.
Michael Schiavello: Du hast dieses Jahr bisher zwei Gegner gehabt: Zabit Zamedov und Semmy Schilt. Zusammen haben sie nicht einmal drei Minuten gegen dich im Ring durchgehalten. Du kamst an und hast uns gesagt, dass Peter Aerts immernoch den Rekord mit 6 Minuten und ca. 46 Sekunden hält, als er den Grand Prix 1998 gewinnen konnte. Du hast behauptet, dass der Rekord für dich dieses Jahr zum Greifen nahe sei. Ist das immer noch ein Ziel, dass du verfolgen möchtest, den Rekord von Peter Aerts? Viele Leuten haben ja behauptet, das er niemals gebrochen werden kann.
Badr Hari: Du weißt doch, Rekorde sind da um gebrochen zu werden. Ich halte immer nach etwas spektakulärem Ausschau, aber das ist nicht mein Hauptaugenmerk. Mein größtes Ziel ist es, das Turnier zu gewinnen und die Leute erwarten immer, dass ich irgendjemanden KO schlage, weil es mit all diesen Kämpfen schon normal geworden ist, aber wenn ich alle drei Kämpfe über 3 Runden gehen muss, dann ist das auch gut. Wenn ich den Rekord knacken könnte, wäre das natürlich großartig. (lächelt) Aber schauen wir mal. (lacht)
Michael Schiavello: Lass uns einen Blick auf deine Gegner werfen. Als erstes kämpfst du gegen Ruslan Karaev, gegen den du schon zwei Mal im Ring standest, 2006 in Osaka und 2007 in Yokohama, vielleicht einem der besten Kämpfe in der Geschichte des K-1 und einer der spektakulärsten KOs, als du ihn mit der Rechten erwischt hast. Glaubst du, dass Ruslan dir Sonnabend Schwierigkeiten bereiten könnte?
Badr Hari: Ja, natürlich. Er schlägt auch sehr hart und ist auch sehr aggressiv. Ich glaube, er wird sehr gut vorbereitet auftauchen, aber wie ich schon sagte, ich bin sehr konzentriert und Ruslan ist jemand, der in meinem Weg steht und ich werde eine Möglichkeit finden, ihn zu bezwingen. Aber ich muss sehr konzentriert und bei der Sache sein, denn er ist auch hier, um zu gewinnen. Aber ich glaube, wenn ich mich an die Taktik halte und nichts überstürze, dann wird es ein guter Kampf für mich werden.
Michael Schiavello: Und dann im Halbfinale triffst du, wie es die meisten Leute sehen, auf Alistair. Ein Rückkampf zu deinem Dynamite-Kampf gegen ihn im letzten Jahr. Du wünschst es dir so sehr oder? Du wünschst es dir so sehr, noch einmal mit Alistair in der Ringmitte zu stehen.
Badr Hari: Ja, natürlich. (lächelt) Aber wir müssen erstmal abwarten, ob er seinen Kampf gewinnt. Teixeira ist auch ein guter Kämpfer, er ist stark und hat eine Menge Erfahrung. Schauen wir erstmal, wie er aus dem Kampf heraus kommt. Wenn Alistair gewinnt, wäre das großartig für mich! Dann treffe ich noch einmal auf ihn und dann kann ich in Ordnung bringen, was letztes Mal nicht so gut lief. Ich habe gegen ihn verloren und ich bin froh, dass ich verloren habe. Das bedeutet nämlich, dass ich unheimlich motiviert in dieses Turnier gehe. Ich bin also sehr motiviert den ersten Kampf zu gewinnen, um in den zweiten zu kommen und da gewinne ich natürlich auch und dann...
Michael Schiavello: Im Finale dann gibt es zwei Leute, von denen du einen höchstwahrscheinlich treffen wirst. Zumindest sagen das die Leute. Der erste sieht ungefähr so aus. (mimt Remy Bonjasky mit hoch gehaltenen Fäusten nach)
Badr Hari: Das wird wohl Remy sein. (lacht)
Michael Schiavello: Der zweite sieht so aus. (steigt auf einen Stuhl und mimt Semmy Schilt nach)
Badr Hari: Bei dem weiß ich, wie ich mit ihm umgehen muss. (beide lachen)
Michael Schiavello: Ja, für den Kerl hast du nur 45 Sekunden gebraucht, bis du ihn besiegt hattest. Aber...(mimt wieder Remy Bonjasky nach) der Typ ist es, der die Probleme mit sich bringt. Er hat dich ja schon zwei Mal besiegt.
Badr Hari: Nicht dieses mal. Nicht dieses mal. Nein, er hat mich einmal besiegt und einmal habe ich mich selbst bezwungen. Na ja und nun...ich weiß nicht, ob ich wirklich auf ihn treffen werde. Ich glaube nicht, dass er das Zeug hat um an Semmy Schilt vorbei zu kommen. Das denke ich zumindest. Semmy ist sehr anfällig für Leute, die gut boxen können, Leute die eine gute Geschwindigkeit mit den Händen haben und Kombinationen schlagen. Remy ist ein guter Kicker, aber seine Handgeschwindigkeit ist sehr niedrig. Ich glaube nicht, dass er ein großes Problem für Semmy wird. Ich glaube, Semmy wird es bis ins Finale schaffen und dann müssen wir mal sehen, ob ich das schaffe, was ich vor einem halben Jahr getan habe. Ich glaube, er hat dieses Mal hart trainiert und ist sehr gut vorbereitet und auf mich eingestellt. Aber wir haben einen neuen Plan, eine neue Strategie. Wir werden ihn da schon noch überraschen. (lächelt)
Michael Schiavello: Ich liebe es! Das-Badr-Hari-Fieber geht hier in Tokio wieder um und wenn ihr nicht das Gefühl habt, dass alle wegen Badr unter Strom stehen, dann muss ich euch sagen, dass wir diese Interviews hier schon den ganzen Tag machen und das ist das einzige Mal, dass wir hier ein volles Haus haben. Dreh doch mal die Kamera um! Schaut doch mal, wer alles extra zu Badrs Interview gekommen ist. Sie sind alle extra hier für den Rockin Moroccan. Er wird sie am Sonnabend alle fertig machen. Ich wünsche dir nur das Beste, Bruder! Der Einmalige! Na los, gebt ihm schon euren Applaus!